Wann ist der Führerschein weg?
Wer drängelt, rast, bei Rot über die Ampel fährt oder telefoniert, riskiert ein Fahrverbot und der Führerschein ist weg. Wir erklären, wann der Lappen vorübergehend kassiert wird.
Der Bußgeldbescheid hatte es in sich: 100 Euro, ein Punkt in Flensburg und ein Monat Fahrverbot wegen 28 km/h zu viel. Führerschein weg! Rudolf Schmolz konnte es nicht glauben. Dann entdeckte er den Grund. Es war die zweite Geschwindigkeitsüberschreitung mit mehr als 25 km/h innerhalb von zwölf Monaten.
Für massive oder mehrfache Verstöße im Straßenverkehr sieht der Bußgeldkatalog neben Geldbuße und Punkten auch Fahrverbote vor. Sie dauern ein, zwei oder drei Monate – je nach Delikt. Danach gibt es den Führerschein automatisch zurück.
Wer bekommt ein Fahrverbot? Neben dem oben genannten Fall trifft es Verkehrssünder, die innerorts mit mehr als 30 km/h und außerorts mit mehr als 40 km/h zu schnell unterwegs sind. Je höher die Überschreitung, umso länger dauert die Auszeit. Auch wer zu dicht auffährt, muss mit einem Fahrverbot rechnen. Die Mindestentfernung zum Vordermann sollte den halben Tachowert in Metern betragen. Wenn der Abstand bei mehr als 100 km/h weniger als 3/10 dieses Wertes beträgt, ist der Lappen einen Monat weg. Ein Rechenbeispiel: Bei Tempo 120 ist der halbe Wert 60 Meter, 3/10 davon sind 18. Bei weniger als 2/10, hier 12 Meter, drohen zwei Monate.
Fahrverbote gibt es außerdem, wenn die Ampel beim Überfahren der Haltelinie länger als eine Sekunde rot war und beim Überholen trotz Verbot, wenn dabei andere gefährdet werden. Und erst recht bei Fahrten unter Drogeneinfluss und mit Alkohol ab 0,5 bis 1,09 Promille.
Verstoßen Autofahrer immer wieder gegen Regeln, können außerdem individuelle Fahrverbote verhängt werden. Konkreter Fall: Ein Autofahrer, der viermal während des Fahrens mit dem Handy am Ohr erwischt wurde, musste einen Monat zu Fuß gehen (OLG Hamm DAR 2014, 5.152).
Ein Fahrverbot kann nur in Ausnahmefällen umgangen werden, vor allem, wenn die Existenz gefährdet ist. Das gilt zum Beispiel für Personen, die beruflich zwingend auf den Führerschein angewiesen sind. Dafür fällt dann allerdings die Geldbuße deutlich höher aus.
Unterschied – Fahrverbot oder Entzug
Nach einem Fahrverbot bekommen Verkehrssünder den Führerschein zurück. Bei Straftaten, z.B. Alkoholfahrten ab 1,1 Promille, wird die Fahrerlaubnis entzogen. Das heißt: Mindestsperre sechs Monate. Dann wird geprüft, ob eine neue Erlaubnis erteilt oder eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung nötig ist.
404.839 Fahrverbote wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt im Jahr 2013 in Deutschland verhängt.