Der chinesische Qoros 3
Der chinesische Qoros 3 verspricht Qualität und Sicherheit auf Euro-Niveau.
Seit Jahren ist China der wichtigste Wachstumsmarkt deutscher Autobauer, doch erst jetzt hat ein Hersteller aus dem Reich der Mitte erstmals gezielt Europa im Blick. Nach den halbherzigen, gescheiterten Versuchen von Landwind und Brilliance, deren Autos wegen eklatanter Sicherheits- und Qualitätsmängel durchfielen, sind die Vorzeichen nun viel günstiger: Als erstes China-Modell schaffte der Qoros 3 beim Euro-NCAP-Crashtest die Höchstwertung von fünf Sternen, und die von namhaften europäischen Herstellern abgeworbenen Entwickler versprechen Technik und Design auf hiesigem Niveau, aber zu deutlich attraktiveren Konditionen.
Als Basis dient eine modulare Plattform mit Federbein-Vorderachse und Verbundlenker-Hinterachse, die für das mittelfristig geplante Spektrum vom Kleinwagen bis zur oberen Mittelklasse genutzt werden kann. Die Serienfertigung im Werk Changshu begann im letzten Herbst mit der 4,62 Meter langen Stufenheck-Limousine 3 Sedan, die zunächst auf dem Heimatmarkt und seit Kurzem auch in der Slowakei angeboten wird. Mit der Einführung der 18 Zentimeter kürzeren Schrägheck-Variante, die gerade in Genf debütierte, soll die Produktion auf 150.000 Einheiten pro Jahr steigen, doch die Kapazitäten reichen für 350.000.
Wichtiger als schnelles Wachstum ist dem Management jedoch die Qualität. Das beginnt schon mit der sauberen, wohltuend schlichten Form, für die der frühere Mini-Designchef Gert Volker Hildebrand verantwortlich zeichnet. Auch das Interieur des Viertürers, der nach Firmenangaben “am oberen Ende der Kompaktklasse” rangiert, wirkt hochwertig in Material und Verarbeitung. Der Gesamteindruck entspricht etwa dem eines Skoda Octavia, der zudem sehr ähnliche Maße und Platzverhältnisse bietet. So schafft der Radstand von 2,69 Metern selbst für die Fondpassagiere eine ordentliche Beinfreiheit, während der Kofferraum deutlich knapper als beim Rivalen ausfällt (450/900 statt 590/1.580 Liter). Im Gegenzug sind bereits die einfachsten Versionen mit einem Acht-Zoll-Touchscreen für das Infotainment ausgestattet, dessen Bedienung vom iPhone inspiriert ist. Allerdings
rechnet das System etwas langsam und erschwert mit seinen kleinen Icons den intuitiven Zugriff.
Für erste Testfahrten in China stand uns die Topversion mit Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe von Getrag und dem 156 PS starken 1,6-Liter-Turbomotor — die Basisvariante mit Saugmotor leistet 126 PS — zur Verfügung, die per Knopfdruck gestartet wird. Kurz nach dem Start sind noch leichte Vibrationen spürbar, doch die eigentliche Schwäche des Antriebs zeigt sich im dichten Stadtverkehr mit zahlreichen Ampeln. Da fängt der Qoros 3 an zu ruckeln, und bei schneller Fahrt mit hohen Drehzahlen wirkt der Vierzylinder ziemlich rau.
Immerhin bleiben die Insassen vor groben Stößen und Erschütterungen verschont, erst auf schlechten Pisten kommt die Federung an ihre Grenzen. Auf kurvigen Straßen weckt das straff abgestimmte Fahrwerk dagegen Vertrauen. Die elektromechanische Lenkung ist zwar etwas gefühlsarm, aber ausreichend präzise, die Bremsanlage zeigt auch nach mehrmaliger Verzögerung kein Fading, und selbst bei abrupten Manövern bleibt der Wagen gut kontrollierbar.
Obwohl Verarbeitung, Komfort und Fahreigenschaften weit mehr überzeugen als der Antrieb, kann man dem Qoros 3 auf Anhieb ein gutes europäisches Niveau bescheinigen. Auch am Preis dürfte es nicht scheitern: Das gefahrene Topmodell wird in der Slowakei für knapp 21.000 Euro angeboten.
Fazit: Bereits in der gefahrenen China-Version zeigt der günstige, aber qualitativ hochwertige Qoros 3 gute Anlagen, um in der europäischen Kompaktklasse bestehen zu können.
Weitere Infos über den Qoros 3 findest Du hier: www.qorosauto.com/en