Der Tesla Model S
Tesla Model S – Eine saubere Leistung
Ein Elektroauto mit enormer Reichweite, hohem Nutzwert und Bestnoten im ADAC EcoTest: Der Tesla Model S setzt neue Maßstäbe.
Nikola Tesla wäre stolz gewesen. Auf jenes Auto, das seinen Namen trägt und die automobile Welt auf den Kopf stellt. Der geniale Erfinder der Wechselstromtechnik aus dem heutigen Kroatien war ein Vordenker bei alternativen Antrieben. Anfang des letzten Jahrhunderts besaß er über 700 Patente und starb dennoch verarmt.
Eine goldene Zukunft dürfte dagegen der kalifornischen Firma Tesla bevorstehen. Während den aktuellen E-Autos der etablierten Hersteller schon nach 150 Kilometern der Saft ausgeht, verspricht Tesla mit dem Model S, dem ersten komplett selbst entwickelten Auto, eine Reichweite jenseits der 500 Kilometer. Vom Papier her klingt das plausibel, denn die Lithium-Ionen-Batterien haben eine Kapazität von satten 85 Kilowattstunden. Ein BMW i3 kommt auf 22 kWh. Doch sind solche Reichweiten auch im Alltag möglich? Der ADAC hat die Limousine umfassend getestet.
Am und im Tesla Model S ist vieles anders gelöst als in konventionellen Fahrzeugen. Zum Einsteigen aktiviert der Fahrer durch eine leichte Berührung die voll versenkten Türgriffe, die elektrisch ausfahren und den Zugang zum geräumigen Innenraum gewähren. Innen gibt es nur wenige Tasten und alles wird über einen riesigen Touchscreen bedient. An den muss sich der Fahrer zunächst etwas gewöhnen, und gewisse Grundfunktionen wie Klima oder Licht wären mit Schaltern schneller zu bedienen. Doch wer einmal die Vorteile der riesigen Navi-Karte und die Darstellung der Kontrollsysteme erlebt hat, fragt sich, warum ein Bildschirm dieser Dimension nicht längst Standard ist.
Hat der Fahrer dann Platz genommen, braucht er keinen Startknopf drücken: Der Motor ist längst bereit. Einfach den Wählhebel auf „D“ stellen und das Gaspedal drücken, schon gleitet die knapp fünf Meter lange Limousine lautlos nach vorn. Und wie: Ein beherzter Tritt aufs Pedal entfesselt Kräfte, die unvorbereiteten Passagieren den Atem rauben und dem Fahrer eine diebische Freude bereiten. Denn bis ein Porsche Fahrer an der Ampel seine Gänge sortiert hat, ist der Tesla schon längst über alle Berge: 4,4 Sekunden braucht der Amerikaner bis Tempo 100. Das geschieht in einer Lässigkeit, als wären die 2,1 Tonnen Leergewicht überhaupt nicht vorhanden.
Weil die Batterien im Unterboden untergebracht sind, fällt der Schwerpunkt des Fahrzeugs sehr niedrig aus – die beste Voraussetzung für eine gute Fahrdynamik. Das Handling ist deshalb hervorragend, der anspruchsvolle ADAC Ausweichtest kein Problem. Einzig die einstellbare Lenkung könnte im Normalmodus direkter ansprechen. Auch um den Geradeauslauf ist es nicht zum Besten bestellt: 245er-Reifen vorn und 265er hinten auf wagenradgroßen 21-Zoll-Felgen machen das Auto zwar hübsch, aber anfällig für Spurrillen.
Ganz perfekt ist der Tesla Model S also nicht. Das gilt ebenso für die Windgeräusche, die ab
120 km/h deutlich in den Vordergrund treten, oder die viel zu kleinen Kopfstützen im Fond. Moderne Assistenzsysteme, wie einen Totwinkelwarner oder einen automatischen Notbremsassistenten, kann der Tesla Model S nicht bieten. Hier liegen BMW und Co. noch meilenweit vorn.
Bei der Reichweite indes nicht. Im realitätsnahen, eher defensiv gefahrenen ADAC EcoTest wurde eine Reichweite von fabelhaften 415 Kilometern ermittelt — mit einem Stromverbrauch von durchschnittlich 24,2 Kilowattstunden. Für das fürstlich ausgestattete Auto der oberen Mittelklasse ein toller Wert, der gerade einmal 23 Prozent über dem Verbrauch des elektrischen Kleinwagens Renault Zoe liegt. Die Stromkosten belaufen sich damit bei 26 Cent pro kWh auf günstige 6,3o Euro je 100 Kilometer.
Diese Effizienz wird mit vollen fünf Sternen im ADAC EcoTest belohnt: Im Umweltranking des Clubs ist der Tesla Model S damit das beste Auto der oberen Mittelklasse und liegt nach Punkten noch deutlich vor dem BMW 52od efficient dynamics edition. Wird der Strommix aus deutschen Kraftwerken zugrunde gelegt, errechnet sich ein CO2-Ausstoß von nur 136 g/km.
Die Messlatte liegt für die etablierten Hersteller also sehr hoch. Noch vor einigen Jahren wurde Tesla als kalifornische Bastelbude geschmäht – inzwischen beteiligt sich sogar Daimler mit 4,3 Prozent an dem Unternehmen. Die Zeiten ändern sich.
Positiv: Umweltfreundlicher Antrieb. Relativ große Reichweite. Sehr starker Motor. Hoher Komfort. Kurzer Bremsweg (34,1 m).
Negativ: Gewöhnungsbedürftige Bedienung. Keine Assistenzsysteme. Sehr hoher Preis.
Weitere Infos über den Tesla Model S findest Du hier: www.teslamotors.com