Der Scirocco – Die Zeitmaschine
Wer in den VW Scirocco einsteigt, fühlt sich an die 70er-Jahre erinnert. Dabei ist er inzwischen zum technisch ausgefeilten Spaßmobil gereift.
Ford Capri, Opel Manta und VW Scirocco: Wer mit einem dieser schmucken Coups in den 7oer- und 80er-Jahren vor der Dorf-Disco vorfuhr, zog neidische Blicke auf sich. Besonders bei jungen Fahrern galten die preiswerten Sportcoupes als schwer angesagt.
Manta und Capri sind heute längst Oldtimer, nur der VW Scirocco wird noch angeboten – mit mäßigem Erfolg. Schade eigentlich, denn der Scirocco stammt zwar konzeptionell aus einer anderen Zeit, doch technisch ist der Wolfsburger voll auf der Höhe.
Die seit 2008 gebaute dritte Generation des Coups erhielt nun mit leicht verändertem Gesicht und gestrafftem Po ein sanftes Lifting. An den inneren Werten änderte dies freilich nichts: Das zwar problemlos bedienbare Interieur enttäuscht zunächst, da es zu sehr nach VW-Standard aussieht. Doch sobald sich der Scirocco in die erste Kurve legt, sieht die Welt anders aus. Dann erfreut er sportliche Fahrer mit seiner agilen Auslegung und der direkten Lenkung, präsentiert sich als gefälliges Spaßmobil.
Das gilt besonders für die hier getestete Version 2.0 TSI BMT mit dem adaptiven Fahrwerk DCC (1015 Euro), das selbst im Comfort-Modus eine straffe Abstimmung besitzt. Die getestete Motorisierung passt dazu wunderbar: Mit 180 Turbo-PS liegt sie genau zwischen dem Basisbenziner mit 125 PS und dem Topmotor mit 220 PS. Der Antritt ist famos, und ab 1.500 Touren wird auch der Turbo-Kick deutlich spürbar. Wer die Leistung ausreizt, kommt mit dem gemessenen Durchschnittsverbrauch von 6,6 Litern aber nicht ganz aus. Immerhin hat der Scirocco jetzt auch die politisch korrekte Motorabschaltung an Bord, die den Antrieb an der Ampel lahmlegt.
So praktisch wie ein Golf ist der Scirocco jedoch nicht. Der tiefere Einstieg gestaltet sich deutlich mühevoller, besonders in den Fond zwängt man sich recht ungelenk. Und das Gepäck über die hohe Ladestufe zu wuchten, macht wenig Freude. Das Rückwärtseinparken wird durch die verbaute Sicht zum Blindflug – es sei denn, man vertraut den Parkpiepsern (560 Euro), der Rückfahrkamera (290 Euro) oder dem automatischen Einparkassistenten (765 Euro), der das Auto von allein in die Lücke bugsiert. Mit ein paar Extras nähert sich der Sportler dann schnell der 30.000 Euro Marke. Wohl auch ein Grund, warum die Jugend heute andere Prioritäten setzt.
Positiv: Sehr gute Fahrleistungen. Sicheres Fahrverhalten. Kurzer Bremsweg. Viele Assistenzsysteme zu haben. Aufgeräumtes Cockpit mit drei Zusatzinstrumenten für Öltemperatur, Ladedruck und Stoppuhr. Die Bedienung ist eingängig, der Touchscreen intuitiv bedienbar
Negativ: Unübersichtliche Karosserie. Unbequemer Ein- und Ausstieg. Kleiner und schlecht zugänglicher Kofferraum.
Alle weiteren Infos und noch mehr Bilder vom VW Scirocco 2.0 TSI BMT findest Du hier: www.volkswagen.de